Vertragen sich Konzepte wie „cultural fit“ und Diversity?

 

Die Kultur eines Unternehmens

wird immer wichtiger, um gute Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Nach Jahren der Ignoranz wird immer mehr gesehen, wie wichtig eine gewisse Übereinstimmung in den Werten und Haltungen ist. Und im Purpose eines Unternehmens – wofür es steht und wieso es seine Tätigkeit ausübt, würde ich ergänzen.

Diversity andererseits

postuliert ja gerade, dass Menschen mit unterschiedlichen Backgrounds, Meinungen und Persönlichkeiten sich gegenseitig befruchten, anspornen und so für Innovationen und bessere Lösungen für die Kunden sorgen. Klar ist aber natürlich auch, dass man hier nicht ein ständiges Sich Reiben und Aufeinanderprallen unterschiedlicher Meinungen und Absichten will. Neben der Vielfalt braucht es auch Mechanismen, die für gerechten Ausgleich (equality) und den Einbezug von allen (inclusion) sorgen.

Es scheint mir deshalb

schon so, dass der vielbeschworene cultural fit auch seine Kehrseite hat. Zuviel davon kann in eine gefährliche Blase führen, wo Bestehendes nicht mehr hinterfragt wird und jegliche Reibung verloren geht. Neue Mitarbeitende müssen nicht von Anfang an ganz genau in die Unternehmenskultur passen. Es darf sicher nicht gerade umgekehrt sein, ansonsten aber würde ich eher auf persönliche Kompetenzen wie Offenheit, Toleranz etc. achten.

 

Und wie bei Diversity braucht es danach weitere Schritte

Die Kultur, den Zweck und Sinn des Unternehmens ständig zu thematisieren, zu definieren, sich damit auseinander zu setzen, scheint mir entscheidend. Und da kann es nur von Vorteil sein, wenn gewisse Punkte auch mal kontrovers diskutiert, erstritten oder ausgehandelt werden müssen. Zumindest solange sich alle in der gemeinsam erarbeiteten und gelebten Kultur grundsätzlich wohl fühlen.

Was hat der Klimawandel zu tun mit der Art, wie wir arbeiten?

Klar, die Reduktion der Pendlerströme durch Home Office ist schon längst ein Thema. Dass aber noch ganz andere Herausforderungen auf die arbeitende Bevölkerung zukommen, ist vielleicht noch nicht so bekannt. Und trotzdem nimmt die Zahl der Pendler weiterhin unaufhaltsam zu.

Zwei Texte, die eigentlich so gar nichts miteinander zu tun haben. Schaut euch selber an, wieso ich sie trotzdem zum 1to1 kombiniere!


Adele Peters – We’re on track to hit 1.5°C of warming in 2040. Here’s how it will change our work lives

 

 

 

Jakob Schulz – Immer mehr Menschen pendeln

 

 

 

Was wird uns das Jahr 2020 im HR bringen? Ich stelle euch drei recht unterschiedliche Meinungen vor. Eines haben sie aber gemeinsam, ein Thema findet sich in allen dreien: die zunehmende Bedeutung eines mitarbeiterorientierten HRs.

Am Schluss schauen wir kurz zurück zu den vorausgesagten HR Trends für 2019. Haben sie sich bewahrheitet und unterscheiden sie sich stark von denen für 2020?

 

Jon Ingham: HR strategy in the 2020s — transitioning to a people-centric approach in the decade ahead

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Dieser Post erinnert daran, dass im letzten Jahrzehnt der Fokus auf Technologie lag. In der nächsten Dekade hingegen soll es eine deutliche Verlagerung Richtung einer mitarbeiterorientierten Strategie geben.

Während Technologie natürlich weiterhin ein Thema bleibt, wird sich das strategische HR zum Schlüsselfaktor entwickeln. Dies unterstreicht die strategische Bedeutung der Mitarbeitenden und konzentriert sich darauf, Menschen durch soziale Ansätze und digitale Instrumente zu befähigen.

 

Wir müssen uns auf die Mitarbeitenden fokussieren, nicht bloss auf die Geschäftsaktivitäten, und diese ins Zentrum unserer HR-Strategien und Pläne stellen. Wir befördern den Geschäftserfolg, indem wir neue Fähigkeiten beim Personal und der Organisation entwickeln. 

 

  1. Menschenzentriertes Design / Design Thinking: Bedürfnis nach Ansätzen, die Menschen ins Zentrum setzen und empathischen Verhaltensweisen.
  2. Employee experience
  3. Der digitale Arbeitsplatz: Ausprobieren, Feedback einholen und verbessern sowie allgemein die Mitarbeitenden einbeziehen ist der Schlüssel für eine hohe Beteiligung und Akzeptanz.
  4. Arbeitsplatzdesign: definiert durch die Technologie und die Raumgestaltung, im oder ausserhalb des Büros.
  5. Community-Management: Fokus auf die Leistung von Gruppen, nicht nur von Einzelpersonen.
  6. Agilität: In funktionsübergreifenden Teams arbeiten, die Verantwortung übernehmen und sich selber organisieren.
  7. Selbstorganisation: Teams, die ihre Performance selbst managen.
  8. Zweck/Ziel und Sinn: HR kann aufzeigen, wie wichtig die Kultur für die Organisation ist.
  9. Verpflichtung gegenüber unterschiedlichen Anspruchsgruppen: ein Unternehmen muss die Bedürfnisse verschiedener Anspruchsgruppen gleichzeitig bedienen. 
  10. Humanocracy: Arbeitsumgebungen entwickeln, in denen Menschen ihre Arbeit tun und sich wohl fühlen können.

Und wer weiss am besten, wie dies zu tun ist? HR natürlich – ein strategisches, menschenzentriertes HR!

 

Perry Timms: Three predictions for HR in 2020

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Perry Timms schreibt, dass ein paar Dinge, die wir seit längerem erwarten, wohl noch etwas länger dauern. 

 

Vorhersage 1: vorläufig noch schuften, statt von Gig zu Gig hüpfen

Bis zur weitgehenden Automatisierung ist’s immer noch ein ganzes Stück und sie wird uns auch nächstes Jahr noch nicht wesentlich entlasten. Viele von uns werden auch in den nächsten Jahren noch lange Arbeitszeiten und Niedriglohn-Jobs akzeptieren müssen. 

 

Anstatt über Agilität sollten wir über Autonomie reden. Wir werden mehr Freiheiten, Empowerment und mehr Handlungsspielraum in der Arbeit erhalten. Wir realisieren endlich, dass zu viel Management (auch Mikromanagement genannt) Wachstum, Innovation und Vielfalt erstickt. 

Anstatt weiterhin wunderschöne und sündhaft teure Talentmanagement-Blasen um die High Performer herum zu bauen, sollten wir uns lieber auf kleine, aber effektive Schritte konzentrieren, die der ganzen Belegschaft zugute kommen und deutlich mehr bewirken. 

Mehr Handlungsspielraum setzt genau hier an und führt zu starker intrinsischer Motivaton. Allerdings ist auch Autonomie nichts, dass allen ab Stange auf genau dieselbe Art übergestülpt werden kann. Genauso wie jeder Kunde als Individuum behandelt werden will, ist es auch mit den Mitarbeitenden.

 

Perry Timms findet, das Mitarbeiter-Engagement überbewertet wird. Für nachhaltigen Erfolg ist nicht das Engagement, sondern der Energielevel ausschlaggebend.

Energie ist ja tatsächlich auch sehr wichtig für unser Wohlbefinden. Wenn wir mental nicht fit sind, wird unsere Arbeitsleistung darunter leiden. Deshalb sollte sich HR mit dem Gesundheitsmanagement auf den Energiehaushalt der Belegschaft konzentrieren: was Energie kostet, was Energie verleiht und wie Energie sinnvoll eingesetzt wird.

So werden wir also nächstes Jahr weiterhin hart arbeiten müssen. Aber 2020 wird uns wohl auch mehr Handlungsspielraum bringen und uns erkennen lassen, dass wir auf unseren Energiehaushalt achten sollten. 

 

Jess Fuhl: 11 HR tech trends to watch in 2020 — What the sector says

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In den 2010er-Jahren, vom flexiblen Arbeiten bis zur Gig-Economy, hat eine Welle von technischen Lösungen die HR Prozesse automatisiert und schneller gemacht. Was wird im 2020 anders sein?

 

HR Technologie sollte nicht nur Aufgaben automatisieren – sie sollte Menschen auch mehr Freiraum verschaffen und sie befähigen. Wie Perry Timms sieht dabei auch Jess Fuhl eine Verschiebung der Aufmerksamkeit voraus, weg vom Individuum, hin zu Gruppen und Netzwerken. 

 

Ein solches System beschreibt die gewünschten Geschäfts-, Kunden- und Investorenergebnisse und bietet eine Anleitung zu deren Erreichung.

 

Unmengen von neuen AI-basierten, automatisierten Tools werden momentan im Gesundheitsbereich entwickelt. Wellbeing-Plattformen bringen solche Tools zusammen und können für nachhaltige Verhaltensänderungen in der Belegschaft sorgen.

 

Im kommenden Jahrzehnt wird eine immer größere Anzahl von Lösungen entwickelt, um die Herausforderungen zu bewältigen, die remote arbeitende Arbeitskräfte für Unternehmen darstellen.

 

Wenn Menschen die Arbeit weggenommen wird, was ist dann unsere Vorgehensweise bei der Versetzung dieser Menschen?

 

Mit der zunehmenden Zahl neuer Arbeitsplatztechnologien müssen Unternehmen den Mitarbeitenden Technologiecoaching anbieten.

 

7. Verstärkter Einsatz von People Analytics für umsetzbare Erkenntnisse – noch immer

HR muss seinen Ansatz ändern: Fragen stellen und Experimente durchführen, bevor es über sein Handeln entscheidet – und sich so evidenzbasiert verhalten und sich weniger aufs Bauchgefühl verlassen.

 

Im 2020 verstärkt sich der Fokus auf Employee Experience.

 

Zu viel Bildschirmzeit wird immer häufiger als negativ für unsere Gesundheit angesehen. Es wird daher mehr Technologien geben, die die Gesundheits- und Wellness-Bedenken über „Geräteermüdung“ und die Unzahl von Benachrichtigungen ansprechen.

 

Arbeitgeber beginnen endlich zu erkennen, dass sie den Menschen in den Mittelpunkt stellen müssen. Direktes Feedback von ihnen einzufordern, wird dabei helfen.

 

Digitale Tools werden viele unproduktive und unnötige interne Prozesse aufdecken. Vorausgesetzt die nötigen Technologie- und Prozesskenntnisse sind vorhanden, sitzt HR hier an den relevanten Schalthebeln.

 

 

 

Ute Wolter: HR-Trends und Handlungsfelder 2019 aus BPM-Sicht

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Für 2019 sah Ute Wolter die Möglichkeiten der digitalen Tools und einen verschärften Fachkräftemangel als Hauptthemen voraus. Hier die ihrer Meinung nach 10 wichtigsten Trends:

 

Digital HR – Nutzen intelligenter Technologien ethisch ausloten

Beispielsweise automatisierte Prozesse in der Rekrutierung.

 

Digitale Bildung – ein neuer Bildungskanon für die digitale Arbeitswelt

Fachwissen, IT Expertise sowie soziale und persönliche Kompetenzen bilden den neuen Bildungskanon für die digitale Arbeitswelt (wenig erstaunlich, oder? Eigentlich wie schon immer).

 

Future of Work: zwischen Selbstverantwortung und Kollaboration

Die Erwartungen der Mitarbeiter bezüglich mobilem Arbeiten steigen weiterhin. Co-working Konzepte, ortsunabhängiges Arbeiten und neue Formen der Zusammenarbeit und von Teamwork werden zum Standard für den zukünftigen Arbeitsplatz. 

 

Mitarbeitergewinnung als Kernherausforderung auf dem Bewerbermarkt

2019 wird die Rekrutierung von (internationalen) Fachkräften die Hauptherausforderung.

 

Mitbestimmung 4.0: Der Betriebsrat als Partner für flexibles Arbeiten

Betriebsräte können eine wichtige Rolle übernehmen beim Design von flexiblen Arbeitsmodellen. 

 

Diversity wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor 

Diversity & Inclusion muss messbarer und business-orientierter werden. 

 

HR als Potentialentfalter

HR unterstützt Mitarbeitende darin, ihr volles Potential zu entfalten.

 

Führungskräfte sind als Vorbilder und Coaches gefragt

Führung muss agiler werden – weg von Kontrolle, hin zu mehr Unterstützung der Mitarbeitenden. 

 

Würdest du deinen Arbeitgeber empfehlen?  Employee Experience und Employee Engagement stärken

Der Employee Experience Ansatz hilft, die Akzeptanz der HR Services zu erhöhen. 

 

Mobile Technologien und flexible Arbeitszeiten lassen die Arbeits- und Lebenswelten immer stärker verschmelzen. Diese schleichende Entgrenzung darf nicht zu einem Gesundheitsrisiko werden. 

 

Und, was ist das Fazit?

Nun, es ist ein bisschen wie beim Wetterbericht. Wenn du drei unterschiedliche Wetterapps anschaust, erhältst du wahrscheinlich auch drei recht verschiedene Prognosen. Und oft ist das Wetter heute ja auch nicht viel anders als vor einem Jahr.